Den Staat beherrsche ich alleine
Der Blickwinkel der Begeisterung
Macht demonstrieren
Überlegenheit zeigen
Hof halten
Wunder vollbringen
»Eben noch besaß ein Herrscher in den Augen seines Volkes Legitimität, im nächsten Augenblick war es damit vorbei.«
Niall Ferguson, Historiker
Inkarnation der Macht – in einem einzigen Menschen konzentriert und verkörpert.
Das Geheimnis politischer Macht nicht mehr nur in der Potenz zu herrschen, sondern in einer Konstruktion des Ästhetischen, die es erlaubt, eine imaginäre Ordnung zu erzeugen.
Figuren in unterwürfiger Haltung, besiegte Feinde, kauernde Gefangene, die sich vor dem König verneigen. Mittels Diplomatie und Festlichkeiten in- und ausländische Öffentlichkeit beeindrucken.
Repräsentierte Macht ist Gewalt im Potentialis, sie ist Potentialität schlechthin, die reine „Kraft” zu handeln oder auch nicht zu handeln. Macht (Potenz) ist das Vermögen, andere zu bestimmten Handlungen zu bringen. Repräsentation von Macht ist die Plausibilisierung jener Unterstellung, dass der Befehlende ein Potential besitzt, das seine Rolle als Befehlender rechtfertigt. Sie ist die Manifestation einer Kraft, die nicht ausgeübt werden muss, um dennoch evident zu sein.
Gleichsetzung von Sonne und Herrscher
Die Sonne impliziert, dass es nur einen allerhöchsten Herrscher auf der Welt gibt, so wie es nur eine Sonne am Himmel gibt.
Ludwig XIV. repräsentierte Gott. Gleichsetzung von politischer und kosmischer Ordnung – Legitimation einer bestimmten institutionalisierten Struktur, die als naturgegeben, ja als das überhaupt einzig mögliche System präsentiert wird. Plädoyer für die ungeteilte Macht des Staates, da allein auf diesem Wege der mörderische Bürgerkrieg, der Krieg aller gegen alle, zu verhindern sei.
Um dem unentscheidbaren Glaubenskampf zu entgehen, wählt man den Ausweg der Unterwerfung unter die zentrale Macht.
»Politik ist ein unerbittlicher Machtkampf, in welchem sich der Stärkere behauptet.« Thukydides
»Gerecht sei, was dem Mächtigen nützt.« Thrasymachos
Mit Pracht und Prunk den Glanz der Kirche überstrahlen
Lobeshymnen, Herrscherlob: aufgeklärt, brillant, charakterstark, dynamisch, erhaben, fromm, großzügig, hoheitsvoll, illuster, klug, leuchtend – wie die Sonne, mutig, prächtig, redegewandt, schön, triumphierend, unsterblich, unbesiegbar, wunderbar.
Erst durch die „richtige” Interpretation der Darstellungen wird man Teil jener Gemeinschaft, deren verkörperte Einheit der Körper des Souveräns ist. Richtig zu sehen wird am Herrscherportrait zur politischen Aufgabe des Betrachters. Teil der politischen Gemeinschaft um den König zu sein, heißt zuallererst, an seine Zeichen, an sein Bild und die Realpräsenz der Majestät im Bild zu glauben.
Glaube an eine Substantialität | Übersetzung des Gesehenen in das Sinnbild des Unsichtbaren
Glaube ist eine Geste der Selbstinklusion:
„Denn ihr seid alle Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus. Da gilt nicht mehr Jude und Hellene, nicht Sklave und Freier, nicht Mann und Frau; denn alle seid ihr eins in Christus Jesus.” Apostel Paulus
„how differently do we view the actions of heroes and common men” William Makerpeace Thackeray
Weisheit, Klugheit, Tapferkeit: Die Taten der Staatsminister, Generäle und der Armeen werden ganz dem König zugeschrieben. Er ist der Urheber und Motor aller Erfolge.
„Kaum hast Du gesprochen, folgt schon Frieden, wodurch das ganze Universum von deiner Allmacht überzeugt wird.“
Seine Siege brachten ihm die Feindschaft Europas ein.
Der König als Heerführer
und Soldat – Ludwig vernichtet seine Feinde.
Der König symbolisiert kämpferische Eigenschaften. Der Königsweg zum Ruhm – ein siegreicher Feldzug gegen eine ausländische Macht. Die großen Taten der Römer sollen überboten werden.
Ludwig ließ sich von seinen Malern ins Feld begleiten, um ihnen die Möglichkeit zu geben, seine militärischen Eroberungen im Bild festzuhalten. In den offiziellen Berichten existieren Schwierigkeiten nur, um von Ludwig überwunden zu werden.
In der Überwindung von Schwierigkeiten fähiger als sämtliche Cäsaren. (Die Soldaten schwammen einfach über den Fluss).
Reiterstandbilder – Der Reiter wurde in der Tradition meist in römischer Rüstung, und das Pferd in leichtem Trab, dargestellt.
In der Tradition der Triumphdarstellungen. „Triumphbogen für die Eroberung der Erde. Observatorium für den Himmel.“ – „das geeignet ist, diesen großen Monarchen bei der Rückkehr von seinen glorreichen Eroberungen zu empfangen.“
»Eine res publica umfasst allgemein die Beziehungen und das Geflecht wechselseitiger Verpflichtungen zwischen den Leuten, die nicht durch Familienbande oder andere persönliche Beziehungen miteinander verknüpft sind; sie bezeichnet das, was eine Masse, ein „Volk“, ein Gemeinwesen verbindet, im Unterschied zu den Familien- und Freundschaftsbanden.« Richard Sennett
Das Bild des jungen Königs war das einen Herrschers, der sich in vorbildlicher Weise um die Angelegenheiten des Staates und das Wohl seines Volkes kümmerte.
»So mancher Untertan gäbe wohl einen schlechten Herrscher ab: Dem Rang-höheren zu gehorchen, ist um ein Vielfaches leichter, als sich selbst in der Gewalt zu haben, und wenn uns erlaubt ist zu tun, was immer wir wollen, dann ist es nicht einfach, stets nur das zu wollen, was richtig ist.«
Ludwig XIV. König von Frankreich
Mit welcher Gewissenhaftigkeit sich der König unablässig um staatliche Angelegenheiten kümmere.
Informiert über alles; selbst dem geringsten seiner Untertanen zuhörend, unablässig Befehle erteilend, auf dass für alle ihre Bedürfnisse gesorgt werde.
Der fleischgewordene Gott
Die Götter im Himmel bieten Ludwig ihre Hilfe an.
Apotheose – Erhebung eines Menschen zu einem Gott oder Halbgott. Sie hat ihren Ursprung im Altertum, als geglaubt wurde, dass „große Persönlichkeiten“ zu Göttern würden und wie diese verehrt werden könnten bzw. sollten. Hinter der Divinisierung zu Lebzeiten steckt auch der Gedanke, dass sich eine lebende Gottheit stärker um das Wohlergehen eines Volkes oder einer Gemeinschaft kümmert als ein einfacher Herrscher. Der Schutz dieser Gottheit ist umso stärker und größer, je eher der Herrscher auf eine göttliche Abstammung verweisen kann.
Zum Zeichen seiner Heiligkeit praktizierte der junge König zwei Tage nach der Krönung erstmals das Ritual der königlichen Handauflegung. Wundersame Fähigkeit Skrofulose (Halsdrüsen-geschwulst) zu heilen, indem sie die Kranken berühren und sagen: „Der König berührt dich. Gott heilt dich.“ Die heilende Kraft des königlichen Handauflegens war ein mächtiges Symbol eines geheiligten Königtums. Bei diesem ersten Mal waren es 3000 Menschen, denen Ludwig die Hand auflegte.
Wunder auf Wunder. Unaufhörliche Aneinanderreihung wunderbarer Taten.
Die Arbeit am Bild Ludwigs begann schon bei dessen Geburt, die im ganzen Land mit Freudenfeuern und Feuerwerksdarbietungen, Glockengeläut, Böller-schüssen und Dankchorälen gefeiert und in Kanzelpredigten, Ansprachen und Gedichten gepriesen wurde.
Nach dem Modell der mystischen Realpräsenz Gottes in der Eucharistie.